Über das Debian GNU-Menüsystem werden alle auf dem System installierten Pakete automatisch in die Menüs und Menüleisten der Windowmanager oder auch des GNOME-Panels eingebunden. Neu installierte Pakete werden automatisch den Menüs hinzugefügt. Dies erledigen die Installationsskripte der einzelnen Pakete. Als Systemadministrator können Sie diese Einträge in den Menüs für alle Benutzer auf dem System ändern oder aber Ihre eigenen Menüs erzeugen bzw. die systemweit installierten verändern.
Die Debian GNU-Menüstruktur stellt sich wie folgt dar:
Apps -- Menü für Anwendungen
Editors -- Programme zur Bearbeitung von Texten
Net -- E-Mail, News, Webbrowser, IRC etc.
Programming -- Debugger etc.
Shells -- bash, ksh, zsh etc.
Tools -- Diverse Tools: xclock, xmag, xman etc.
Viewers -- Bildbetrachter, gs, xawtv etc.
Math -- gnuplot, octave, oleo etc.
Graphics -- xpaint, xfig, xtiff etc.
Emulators -- dosemu etc.
Sound -- TkMidity etc.
System -- Systemverwaltung und -beobachtung
Games -- Menü für Spiele
Adventure -- Abenteuer, zork, MOO's etc.
Arcade -- alles, was schnell ist...
Board -- Brettspiele: Gnuchess, pente, gnugo
Card -- Solitare etc.
Puzzles -- xpuzzles, ...
Sports -- Sportliche Spiele
Strategy -- lincity, freeciv
Tetris-like -- Alles, was runterfällt...
Toys -- oneko, xeyes etc.
Screen --
Lock -- xlock etc.
Screen-saver -- Bildschirmschoner
Root-window -- Hintergründe
Window-managers -- Umschalten zwischen verschiedenen Windowmanagern
Modules -- fvwm modules etc.
XShells -- shells (xterm, rxvt, ...)
Verändern Sie nichts an dieser Struktur. Die Paketbetreuer haben die Möglichkeit, Ergänzungen zu dieser Struktur einzubringen. Als Anwender sollten Sie dies aber so belassen.
Nach jeder Veränderung an den Menüeinträgen müssen Sie das Programm
update-menus aufrufen. Beachten Sie hierbei, dass dies
jeweils mit dem Benutzernamen erfolgen muss, zu dem auch die Menüeinträge geändert
wurden. Systemweite Änderungen werden vom Superuser (root) mittels update-menus dem System bekannt gegeben. Bei der
Installation von Paketen wird update-menus automatisch aufgerufen.
Für jedes unter Debian GNU/Linux installierte Paket wird im Verzeichnis /usr/lib/menu/ mit dem jeweiligen Namen des Pakets (also
zum Beispiel xterm) eine Datei angelegt. In dieser stehen
Informationen zum Namen des Pakets, zum Text, der in den Menüs erscheinen soll, und zur
Position des Eintrags in den Menüs. Ändern Sie nichts in diesen Dateien; diese können
bei einem Update des Pakets überschrieben werden. Für systemweite Veränderungen steht
das Verzeichniss /etc/menu/ zur Verfügung. In diesem kann der
Systemadministrator eigene Dateien erzeugen oder Kopien einzelner Dateien aus /usr/lib/menu/ ablegen und diese verändern.
Hier eine Übersicht der Syntax dieser Dateien am Beispiel von GNUPlot:
?package(gnuplot):\ Der Name des Pakets
needs=text\ Benutzeroberfläche, die von diesem Programm
benötigt wird. Die möglichen Parameter dazu
sind:
needs=X11: Dieses Programm benötigt X11
needs=text: Für Programme, die nur im
Text-Modus laufen (unter X11 muss
der Windowmanager hierzu ein
xterm oder rxvt starten)
needs=vc: Programm läuft nur auf der Linux-Konsole
needs=wm: Programm startet einen anderen
Windowmanager
section=Apps/Math\ Bezeichnet den Eintrag im Menübaum
title="Gnuplot"\ Der Text für den Eintrag (nicht zu lang)
command="/usr/bin/gnuplot" Der Pfad und Programmname, der aufgerufen wird
Wenn Sie beispielsweise den Text, der für das Programm
GNUPlot in den Menüs erscheint, ändern wollen, können Sie den Text in der Zeile title="Gnuplot"\ zwischen den Anführungszeichen ändern.
Vergessen Sie nicht, danach update-menus aufzurufen.
Um einzelne Anwendungen an anderer Stelle im Menübaum erscheinen zu lassen, verändern
Sie einfach die Zeile section=Apps/Math\.
Änderungen an den persönlichen Einstellungen für das Debian GNU/Linux-Menüsystem kann
jeder Benutzer individuell in seinem Heimat-Verzeichnis unterhalb von ~/.menu vornehmen. Wenn dieses Verzeichnis noch nicht
existiert, können Sie dieses mit mkdir .menu anlegen. Sie können nun in diesem Verzeichnis
eigene Dateien anlegen oder Dateien aus /usr/lib/menu/ kopieren und verändern. Diese Änderungen
sind nicht systemweit gültig und werden nur für den jeweiligen Benutzer wirksam. Auch
hier ist anschließend wieder das Programm update-menus aufzurufen, diesmal aber nicht als
Superuser, sondern mit dem zugehörigen Account des Benutzers.
Neben dem Verändern von Einträgen besteht auch die Möglichkeit, Menüeinträge komplett
auszublenden. Hierzu erzeugt man einfach eine leere Datei mit dem Namen des Pakets, das
nicht mehr im Menübaum auftauchen soll. Das Kommando touch ist hierzu hervorragend geeignet:
cd ~/.menu touch gnuplot
...würde also beispielsweise den Eintrag für Gnuplot aus den Menüs entfernen.
Auch dies funktioniert natürlich für jeden Benutzer im Verzeichnis ~/.menu/ oder systemweit unter /etc/menu/. Weitere Informationen zum Debian
GNU/Linux-Menüsystem finden Sie in der Dokumentation zu dem Paket menu oder auf den Webseiten http://www.debian.org/doc/packaging-manuals/menu.html/.
Dort sind auch weitere Interna beschrieben, wie zum Beispiel Informationen darüber, was
zu tun ist, wenn man ein eigenes Debian-Paket bei der Installation automatisch ins
Menüsystem einbinden möchte.
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